Tierschutztiere

Der erste Gang

Egal ob Sie sich ein neues Haustier anschaffen oder sich als aktiver Tierschützer betätigen wollen, der erste Weg sollte Sie in ein Tierheim oder zu einer Tierschutzorganisation führen. Und schließen Sie bitte nicht Ihre Augen vor der Realität. Die Natur kann zwar grausam erscheinen, der Mensch ist jedoch oft bestialisch.

Tiere zweiter Klasse?

Ein Secondhandtier ist kein Tier zweiter Klasse! Dieses Vorurteil herrscht leider in vielen Köpfen. Ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass Tierschutztiere nicht schlechter oder besser sind als andere. Sie sind manchmal geprägt, wie wir Menschen mit zunehmenden Alter auch. Ein Sprichwort besagt: Zu jedem Topf passt ein Deckel - und genauso passt zu jedem Tier auch ein Mensch (oder andersrum). Man muss sich nur finden.

Vorurteile und andere Ausreden

Es ist schlichtweg falsch zu behaupten, man könne sich kein Tier aus einem Tierheim holen. Diese Tiere haben genauso ein Recht auf ein gutes Zuhause und sind oft dankbarer als Tiere vom Züchter oder aus einer Zoohandlung. Es muss auch nicht unbedingt eine Rassetier sein, es sei denn, Sie wollen züchten. Doch angesichts der überfüllten Tierheime sollte man davon Abstand nehmen. Selbstverständlich kann es hin und wieder einmal vorkommen, dass ein Tierheimtier krank ist oder das Wesen nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, doch das kann einem mit anderen Tieren ebenso ergehen.

Nicht jedes Tierheim ist gleich

Genauso wenig wie ein Mensch dem anderen gleicht, hat man auch mit den unterschiedlichsten Menschen in Tierheimen zu tun. Die Führung des Heimes obliegt in der Regel der Vorstandschaft und dem Tierheimleiter. Aber man will ja nicht den Menschen helfen sondern den Tieren. Gefällt einem das Tierheim nicht, weil vielleicht die Zwinger zu klein sind, der Auslauf zu winzig oder die Tiere zu ungepflegt erscheinen, so ist das noch lange kein Grund dem Tierschutz den Rücken zuzukehren. Wenn Ihnen das oder jenes nicht gefällt, dann ändern Sie es einfach indem Sie sich zum Tierschutz bekennen und bieten Sie Ihre aktive Hilfe an.

Der erste Kontakt

Für einen Tierheimbesuch sollten Sie sich zunächst viel Zeit mitbringen. Sehen Sie sich in Ruhe alle Tiere an und urteilen Sie bitte nicht vorschnell. Hunde sind während der Besuchszeiten oft außer Rand und Band. Sie bellen, zeigen Unsicherheit, manchmal auch die Zähne. Doch dieses Verhalten legt sich meist dann, wenn man sie näher kennen lernt. Katzen sind besonders sensibel und scheuen oft den Kontakt zu fremden Menschen. Hier ist viel Geduld angesagt.

Das A und O - die Beratung

Falls Sie sich zum Erwerb eines Tierheimtieres entschlossen haben, sollte eine fachkundige und ausführliche Beratung seitens des Tierpflegers im Vordergrund stehen. Wenn Sie jedoch das Gefühl haben, man möchte etwas verschweigen oder weicht auf Ihre Fragen hin aus, dann seien Sie mit einem Vertragsabschluss zurückhaltend. Durchaus könnte man Ihnen ein Tier "untermogeln", was nicht Ihren Erwartungen entspricht und später Probleme verursacht. Oft ist es auch hilfreich den Paten des Tieres zu konsultieren, denn der hat sich evtl. langfristig und intensiv mit seinem Schützling beschäftigt. Während einer Beratung werden Ihnen viele Fragen gestellt (anders sollte es jedenfalls nicht sein!), die Sie wahrheitsgemäß und sachlich beantworten sollen. Nur so kann der Tierpfleger für Sie das passende Tier auswählen.

Streicheleinheiten und Spaziergänge

Eine Tiervermittlung sollte grundsätzlich nicht in 5 Minuten erfolgen. Möchten Sie sich eine Katze anschaffen, so sind Leckerlis und Streicheleinheiten gefragt. Ist Ihre Wahl auf einen Hund gefallen, dann gehen Sie erst mehrmals mit dem Tier spazieren. Bei den Spaziergängen sollten alle Familienmitglieder mit eingeschlossen werden und falls vorhanden, auch der bereits gehaltene Hund. Aber auch bei anderen Kleintieren sollte das "Beschnuppern" behutsam erfolgen.

Macken, Mucken und andere Probleme

Macken und Mucken eines Tieres können mit Liebe, Zeit, Geduld und unter sachkundiger Anleitung abgebaut werden. Gesundheitliche Probleme lassen sich mit einer tierärztlichen Behandlung meist in den Griff bekommen. Natürlich sollte man Sie dahingehend auch informieren. Doch nicht immer kann man einen Infekt oder ein organisches Leiden während des Tierheimaufenthalts erkennen. Bitte machen Sie daher nicht gleich den Tierpfleger für Erkrankungen verantwortlich. Je nach Aufenthaltsdauer des Tieres und der Inkubationszeit einer Krankheit können die Krankheitssymptome erst im neuen Zuhause auftreten. Dazu kommen auch noch begünstigende Faktoren, wie z.B. Stress, Nahrungsumstellung oder allgemeines Unbehagen.

Katze mit Freigang oder ohne?

Selbstverständlich ist der Freigang natürlich und weitaus interessanter für eine Katze als das Herumtoben in der Wohnung. Doch viele Samtpfoten bezahlen ihre Unerfahrenheit mit dem Leben, wenn der Mensch sie nicht auf die Gefahren vorbereitet. Rassekatzen sind in der Regel nicht für den Freigang geeignet, da ihre natürlichen Instinkte oft durch Überzüchtung verkümmert sind. Auch ihre Zutraulichkeit gegenüber Fremden lassen sie schnell zum Opfer von Tierfängern werden. Aber auch die "normale" Hauskatze ist nicht immer in der Lage Gefahrenquellen zu erkennen, besonders dann nicht, wenn sie über viele Jahre wohlbehütet in einer Wohnung gelebt hat. Jede Katze, egal ob jung oder alt, erfahren oder nicht, sollte zunächst 6 bis 8 Wochen in der Wohnung gehalten werden. So lernt sie ihre nicht sichtbare Umgebung durch ihrem gut ausgebildeten Gehör kennen und das Vertrauen zum menschlichen "Dosenöffner" hat sich stabilisiert. Der zweite Schritt besteht in kurzen gemeinsamen Ausflügen zu einer ruhigen Tageszeit, denn Panikattacken können sehr schnell tödlich enden. Der Anlass  dazu kann schon ein quietschendes Auto oder bellender Hund sein. Es ist auch sinnvoll einen Zugang zur Wohnung, einem Gartenhaus, Schuppen oder der Garage zu schaffen, z.B. durch eine Katzenklappe, für die Rückzugsmöglichkeit bei Gefahr.

Die Ernährung

Fragen Sie unbedingt den Tierpfleger welches Futter gegeben wurde und zu welchen Zeiten die Fütterung stattfand. Eine plötzliche Nahrungsumstellung kann zu Durchfall, Erbrechen oder sogar zu allergischen Reaktionen führen. Falls Sie ein anderes Nahrungsmittel verabreichen wollen, so muss die Umstellung langsam und behutsam erfolgen. Mischen Sie unter das herkömmliche Futtermittel nur kleine, täglich ansteigende Mengen des neuen Futters. Sollte es zu Durchfall oder Erbrechen kommen, so hilft oft Möhrensuppe, Reisbrei, Quark, Joghurt, Hüttenkäse und mageres Geflügel- oder Rindfleisch.

Einzug ins neue Heim

Haben Sie sich für ein Tier entschieden, so sollten Sie erst einmal das künftige Domizil fertig einrichten bevor der Einzug stattfindet. Möbelrücken und andere Veränderungen verursachen nur unnötige Angst und Orientierungsschwierigkeiten. Bei jungen Tieren, die noch nicht stubenrein sind, empfiehlt sich zunächst ein Raum mit leicht zu reinigendem Boden. Das gilt auch für den Futterplatz. Setzen Sie den neuen Hausgenossen in das "Zimmer", in dem er auch die übrige Zeit verbringen wird und lassen Sie ihm die neue Umgebung selber erkunden. Bevor Sie eine Katze in den Freigang entlassen, sollte sie sich gut eingewöhnt haben und auf ihren Namen hören. Die vorherige Kastration ist sinnvoll.